7. Dezember 2021, Allgemeines

Ein Blick über den Atlantik: der US-EdTech-Markt

Nach bereits vier sehr erfolgreichen internationalen „EdTech Exchanges“ in diesem Jahr, schlossen wir unsere Veranstaltungsreihe am Donnerstag, 2.12. mit einem Überblick über den weltweit größten EdTech-Markt. In einem spannenden Online-Austausch gaben Vertreter:innen des US-amerikanischen EdTech-Ökosystems österreichischen sowie auch internationalen EdTech-Unternehmen einen Einblick in den Markt, sprachen über aktuelle Trends und mögliche Eintrittsstrategien.

Global gesehen ist EdTech mit einem Marktvolumen von 84 Milliarden US-Dollar im Schulbereich und einer jährlichen Wachstumsrate von 30 Prozent einer der aktuell spannendsten Trends überhaupt. „Allein die USA machen in etwa 50 Prozent des Volumens dieses globalen Marktes aus“, sagt Julia Rauner, Chief Commercial Officer der Botschaft der Vereinigten Staaten in Wien.

Aktuelle EdTech Entwicklungen und Trends in den USA

Etwa 1.400 EdTech-Unternehmen haben ihren Firmensitz in den USA, das sind immerhin 43 Prozent aller Anbieter weltweit. Mit diesen beeindruckenden Zahlen unterstrich Rachel Alarid, International Trade Specialist und EdTech-Expertin des U.S. Department of Commerce, nochmals die Vormachtstellung der Vereinigten Staaten im EdTech-Bereich. Natürlich war auch hier die Pandemie der größte Treiber für die enorme Entwicklung und Adaption innovativer EdTech-Lösungen. Die Zahlen dazu sind absolut beeindruckend: Im vergangenen Jahr lagen die Ausgaben aller amerikanischen Schuldistrikte bei 35,8 Milliarden US-Dollar für digitale Ausstattung und Bildungstechnologien und damit 25 Prozent über den Ausgaben des Jahres 2019.

„Etwa 1.400 EdTech-Unternehmen haben ihren Firmensitz in den USA, das sind immerhin 43 Prozent aller Anbieter weltweit.“ Rachel Alarid

In Bezug auf die Beschaffung von EdTech-Lösungen legt das US-amerikanische Bildungsministerium aktuell drei Schwerpunkte:

  • Gleichberechtigter Zugang und Nutzung
  • Verantwortungsvoller Umgang mit digitalen Technologien und
  • Interoperabilität, also das Zusammenwirken unterschiedlicher Anwendungen

Für Anbieter bedeutet dies, dass nicht nur pädagogisch wertvolle Lerninhalte relevant sind, sondern sie müssen sich auch damit auseinandersetzen, wie die Lernenden die Anwendungen genau einsetzen. Sie müssen außerdem passende Lösungen anbieten, wenn unterschiedliche Startbedingungen gegeben sind, kein oder schlechter Internetzugang besteht oder sich die Geräteausstattung unterscheidet. „Eine unserer größten Herausforderungen ist es, Lernende in stark ländlichen oder isolierten Gebieten mit schlechter Internetversorgung zu erreichen“, sagt Kevin Johnstun, Education Program Specialist innerhalb des Büros für Bildungstechnologie im US-amerikanischen Department of Education. Technologisch besonders spannend sind aktuell Lösungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz sowie Blockchain. Dabei müsse aber der Aspekt der Interoperabilität zwischen verschiedenen EdTech-Lösungen in Zukunft viel mehr in den Mittelpunkt rücken. Denn es gibt aktuell allein in den Vereinigten Staaten etwa 6.700 verschiedene EdTech-Anwendungen und der durchschnittliche amerikanische Schuldistrikt nutzt 1.500 unterschiedliche Lösungen, ergänzt Johnstun.

Austausch zwischen US- und österreichischen EdTech-Expert:innen. (Foto: US Commercial Service Vienna)

Markteintritt: Herangehensweise und Unterstützungsprogramme

Aber wenn ich nun eine passende, neuartige und innovative EdTech-Lösung anbieten kann, wie komme ich mit den entsprechenden Entscheidungsträgern im Schul- und Hochschulsystem in den Austausch? Einblicke dazu kamen von Chris Richardson, Chief Information Officer (CIO) der Arizona State University und aktuell interimistisch CIO des Arizona Department of Education. Eine klassische Sales-E-Mail ist dabei definitiv nicht der richtige Weg. Besser erreiche man Interessenten bei entsprechenden Branchen-Events wie zum Beispiel der ASUGSV Konferenz. Er betont, dass Bildungstechnologien ein tatsächliches Problem bei den Kund:innen lösen müssen und man die Entscheidungsträger:innen auch hier abholen könne. Dabei gilt es zu beachten, keine vorgefertigten Lösungen anzubieten, sondern mit den Interessent:innen in einen offenen Austausch zu gehen und gemeinschaftlich die beste Lösung für die Problemstellung zu finden.

Anschließend berichteten Omar Oweiss, SelectUSA Coordinator für Österreich sowie Teresa Weiss, Referentin im Advantage Austria Office in Washington, von Unterstützungsprogrammen für den Markteintritt. Besonders spannend für österreichische EdTech-Unternehmen ist dabei das Go International Programm der Wirtschaftskammer Österreich. SelectUSA bietet eine Vielzahl an relevanten Serviceleistungen für internationale Anbieter. Hervorzuheben ist hier vor allem der im Juni 2022 stattfindende SelectUSA Investment Summit. In Anbetracht der anhaltenden Pandemie durfte natürlich auch ein kurzer Überblick zu aktuellen Einreisebedingungen nicht fehlen. Das Konsulat der Vereinigten Staaten in Wien gab hierzu Auskunft für all jene, die in nächster Zeit eine geschäftliche Reise planen. Kurz gesagt: Ohne doppelte Impfung geht aktuell nichts. Tagesaktuelle Informationen zu den Bestimmungen finden sich auf der Website des Konsulats.

Rund 70 Teilnehmer:innen nahmen an der Veranstaltung teil und wir bedanken uns bei unseren Co-Hosts vom U.S. Commercial Service Office in Wien. Moderiert haben unsere amerikanischen Kolleginnen Robee Sallegue und Ruth Soberanes. Außerdem freuen wir uns bereits, wenn wir im neuen Jahr einen Blick in weitere internationale EdTech-Ökosysteme werfen und den Austausch mit bestehenden Partnern vertiefen.

Hannes Aichmayr, Portrait, 29.1.2021

Hannes war von November 2020 bis Dezember 2021 Projektleiter von EdTech Austria. Als Lehrer hat er am eigenen Leib erfahren, wie positiv sich der Einsatz von neuen Medien im Unterricht auf den Lernerfolg von Kindern auswirken kann. Er möchte den Einsatz von EdTech-Lösungen in der Aus-, Fort- und Weiterbildung in ganz Österreich fördern.

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