15. Juni 2023, Allgemeines, berufliche Aus- und Weiterbildung

EdTech Austria in Paris

Unsere „Zukunftsreise“ in die französische Hauptstadt

Oh, joie de vivre: Ende April haben wir für zwei spannende Tage die Salzach gegen die Seine getauscht. Für die EdTech Zukunftsreise der Aussenwirtschaft Austria, randvoll mit Besuchen bei spannenden Bildungsinitiativen. Warum wir uns in Paris inspiriert fühlten und welche Erfahrungswerte wir mitgenommen haben, wollen wir euch nicht vorenthalten. Also, allez!  

Frankreich als spannendes EdTech Reiseziel 

Was Frankreich neben der berühmten Kulinarik und Sprache besonders macht, ist eine starke Wirtschaft. Bereits im Oktober 2021 präsentierte Präsident Emanuel Macron den Investitionsplan „France 2030“ der 54 Milliarden Euro wiegt, um den ökologischen Wandel und Exzellenzsektoren zu stärken. Im Fokus steht dabei auch der Dienstleistungssektor, mit den Branchen Kommunikation, Informatik und Information. Groß angelegte Förderungen bewegen folglich Innovationen und die Gründerszene, die derzeit aufblüht.  

Das zeigt sich insbesondere an der florierenden EdTech-Szene: Rund 500 Firmen und 10 000 Mitarbeitende waren 2021 in der Branche tätig und der Umsatz lag bei rund 1,3 Milliarden Euro. Mittlerweile zählt Frankreich mit Investitionen von 487 Millionen U.S. Dollar in 29 Deals nach Großbritannien zu den größten europäischen Märkten für EdTech. Österreich belegt mit 301 Millionen U.S. Dollar einen stolzen dritten Platz. Auch spannend dazu: Laut unserer Ökosystemerhebung liegt das voraussichtliche Wachstum der heimischen EdTech-Branche aktuell bei rund 13 Prozent, mit zusätzlichen 480 Beschäftigten. Derzeit gibt es in Österreich ca. 3.300 Angestellte in 180 Unternehmen. (Stand: 2022)

Das französische Pendant zu EdTech Austria – EdTech France – wurde 2018 übrigens mit demselben Ziel gegründet: Um den Austausch zwischen Unternehmen und Bildungsinstituten zu fördern. 

Foto: Privat
Besichtigung der Station F

Die Initiativen – unser Wrap-Up: 

Wie es Frankreich mit dem Bildungszugang hält, fanden wir gleich zu Beginn unserer Reise heraus und tauchten dafür an drei Orten tiefer in das französische Bildungssystem ein: 

1. CPF – Bildungsplattform der Regierung

Bei einem café au lait starteten wir mit französischen Opinion Leaders in den Tag, um über Bildungschancen zu diskutieren. Speziell über die Bildungsplattform CPF – ein Projekt der Regierung, um das Recht auf Lernen zu gewähren, wofür jährlich ein individuelles Budget für alle Französinnen und Franzosen bereitgestellt wird. Damit ist auch ein niederschwelliger Zugang zu Lehre gewährt, der sich bereits bemerkbar macht: Innerhalb von sechs Jahren konnten durch diese Initiative viermal mehr Lehrlinge ausgebildet und das Image von Lehre zum Positiven verändert werden. Und dennoch: In Frankreich bleibt es bislang schwieriger Lernende für die Lehre zu finden, als Unternehmen, die sie ausbilden möchten. 

2. „Station F“ – Aus Bahnhof wird Startup

Der Name lässt es vermuten: Hier wurde einem alten Bahnhof neues Leben eingehaucht. Ein moderner Startup-Campus ist entstanden, der Entrepreneure und Startup-Initiator:innen alles bietet, was das Herz begehrt – Angefangen von Beratungen über Workshops, Aufenthalten in den Beherbergungsbereichen bis hin zu Behördengängen, die sie direkt vor Ort erledigen können. Aus dem Angebot entwickelten sich bereits etliche erfolgreiche Unternehmen und Programme. „Kein Wunder bei den lässigen Vibes und der faszinierenden Architektur des Ortes, an dem man sich, um geben von Kunst, Pflanzen und motivierten Menschen augenblicklich inspiriert fühlt“, sagt Julia Pichler, EdTech Austria. 

3. Reskilling/Upskilling Startup – Bootcamp für grüne Quereinsteiger

Das Bootcamp für nachhaltige Jobs. Kürzer und knackiger als traditionellere Bildungsformate, wird bei dieser Weiterbildungsinitiative der Fokus auf das Wesentliche gelegt. Im Repertoire sind Kurse, die mit einem staatlich anerkannten Diplom abgeschlossen werden und eine echte Zukunftsperspektive für Menschen mit Wunsch nach einer sinnvollen beruflichen Neuorientierung sind. Die Bedürfnisse und Beweggründe der Lernenden stehen im Vordergrund – vor allem, welchen Impact sie sich wünschen. Neben modernen E-Learning und VR-Tools wird auch klassisch vor Ort gelernt – das ermöglicht flexible Startzeiten und macht das Format so erfolgreich. 

Das Startup Upskyld stellt sich vor.

Die Zukunft und KI: C’est la vie 

Dem aktuell bewegendsten Thema der Branche begegneten wir natürlich auch in Paris an vielen Ecken und Enden. So diskutierten wir noch über eine kürzlich publizierte Studie der OECD hinsichtlich Künstlicher Intelligenz (KI) und veränderten Jobrollen. „Mein Verständnis aus diesen interessanten Gesprächen ist, dass keine AI in naher Zukunft höhere kognitive, sozial-interaktive und Management-Skills ersetzen wird“, sagt Julia. „Spannend waren für mich auch die Diskussionen zu den Chancen von KI – beispielsweise wie kritisches Denken und Digital Literacy im Unterricht dadurch noch wichtiger werden“. 

EdTech-Unternehmen à la France 

Einen petit Einblick in die Praxis bekamen wir dann durch die drei EdTech Unternehmen Nolej AI, Upskyld und Skill & You, die uns hinter die Kulissen blicken ließen. 

Zu Beginn bei Nolej AI. Basierend auf mehreren generativen KI-Technologien (welche, das wollten sie uns leider nicht verraten) werden dort Lernunterlagen aus Videos, PDFs oder Texten innerhalb von wenigen Minuten generiert. Diese Unterlagen können dann in jedes gängige LMS-System geladen werden.  

Upskyld wiederum macht sich auditives Lernen zum Thema und hat sich daher mit verschwendeter Lebenszeit beschäftigt – besonders die, die wir im Rahmen von Fahrzeiten verlieren. Um diese Zeit sinnvoll zu nutzen wurde hier eine Software, bestehend aus einem Algorithmus, entwickelt, die Lernmaterialien, Themen und Podcasts zu den angegebenen individuellen Skills, Levels und Sprachen der User:innen auswählt.  

Unser letzter Stop führte uns quasi zurück zum Anfang, denn das Schulungsunternehmen Skill & You ist eines derer, die ihre Weiterbildungen über die Regierungsplattform CPF anbieten. Aus 200 Kursen für verschiedenste Professionen lernen derzeit 100 000 Menschen mit Skill & You, die neben E-Learning weiterhin auf praktische Workshops setzen.  

Fazit:

Als zweitgrößter EdTech-Markt Europas beschäftigen sich Mitwirkende der EdTech-Szene in Frankreich mit ähnlichen Fragestellungen wie hierzulande. Mit der Zukunft von Lehre, Jobveränderungen unter KI und welche Weiterbildungsformate sich am besten eignen, um als Land erfolgreich im sich stets wandelnden ökologischen Umfeld des 21. Jahrhunderts erfolgreich zu sein. Wir fühlen uns nach dieser Reise motivierter denn je, Österreichs EdTech-Szene weiter zu kräftigen und vielleicht schon bald mit Frankreich den zweiten Platz zu teilen… Bis dahin – merci und á bientot! 

Alle Fotos: Privat

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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