5. September 2023, Schule

Nie mehr Stift und Papier? Ein Einblick in die Lernwelt der Gen Z

Wir sprechen von Digital Natives. Eine Generation, die mit digitaler Technologie aufgewachsen ist, die das wirre Geräusch des Interneteinstiegs allemal aus alten Filmen kennt und Faxen höchstens mit Clowns in Verbindung bringt. Schon beim letzten EdTech Summit wollten wir ihre Stimmen hören, um zu verstehen, wie sie sich digitale Bildung vorstellen.

In diesem Beitrag haben wir ein ausführliches Follow-Up mit vier Schüler:innen (im Alter von 15 bis 17 Jahre) aus dem BORG Radstadt, die uns nicht nur einen Einblick in ihre Lerngewohnheiten geben, sondern auch ihre Wünsche und Ängste zum digitalen Unterricht mit uns teilen. Und so viel sei schon mal verraten – Wer denkt, Stift und Papier haben in der Welt der Jugend keinen Platz mehr, wird gleich erstaunt weiterscrollen … Bühne frei für Gloria, Elias, Irina und Tobias!

Wie wird in eurer Schule mit digitalen Tools gelernt?

Elias Schenk, Foto: Privat

Elias: Handys finden als Recherchemittel ihren Einsatz. Computer und Laptops dienen auch noch als effektive Schreibwerkzeuge. PowerPoint-Präsentationen werden an der Schule in beinahe jedem Fach mindestens einmal jährlich gefordert und auch von Lehrer:innen in verschiedenen Fächern vielseitig genutzt.

Gloria: In Bioinformatik zum Beispiel, wenn wir Daten messen wie den Blutdruck und den Puls von Mitschüler:innen oder uns das Wachstum von Mehlkäferlarven und Bakterien anschauen, machen wir dafür Berechnungen und erstellen Diagramme. Wir arbeiten dann mit Word, Excel und PowerPoint.

Wie lernt ihr generell am liebsten?

Tobias: Ich bin sehr dankbar dafür, dass ich über die Schule einen Zugang zu fast allen digitalen Lernmethoden habe. So erleichtern mir Tools wie Teams die Organisation. Taschenrechner, Geogebra oder Programmierapps wie das Notepad++ wiederum das Lernen. Geogebra hat mir zum Beispiel durch ein wenig Herumprobieren spannende mathematische Konzepte beigebracht. Dennoch schreibe ich den Großteil auf Papier und ordne meine Notizen in Mappen. Ich merke mir Informationen besser, wenn ich sie mir aufgeschrieben habe. Ich lese auch gerne in Büchern nach. YouTube ist von allen Tools aber eines meiner Favoriten. Es ist schnell, einfach, unkompliziert, mehrsprachig und unfassbar vielseitig. So lerne ich derzeit und mir würde keine bessere Alternative dazu einfallen.

Irina Reiter, Foto: Privat

Irina: Am liebsten lerne ich mit PowerPoint in der Schule, da ich das Thema dadurch leichter verstehe und es eine gegliederte Struktur hat. Zuhause lerne ich auch am liebsten mit PowerPoints oder ausgedruckten Dateien, weil es dort schon in verkürzter Weise steht und ich es mir deshalb leichter merke.

Elias: Mit Zettel und Stift, Buch, Internet und Fachexpert:innen als Recherchequellen – meine Lehrer:innen zum Beispiel. Der Grund, warum auch andere Personen fürs Lernen wichtig sind, ist schlichtweg der, dass dadurch Fehler vermieden werden. Daher versuche ich stets mit verschiedenen Personen über das Gelernte zu diskutieren.

Wie glaubt ihr, dass das Lernen in der Zukunft aussehen wird?

Gloria: Ich denke, dass auf jeden Fall mehr Technologie und Digitalisierung in der Schule Einzug finden wird und man sich in Zukunft alles mit Hilfe von digitalen Mitteln vereinfacht. Künstliche Intelligenz und ChatGPT werden immer mehr Teil unseres Unterrichts werden. Es wird sicher nicht mehr lange dauern, bis man Schularbeiten und Tests nur mehr digital ablegen kann.

Tobias Erlbacher, Foto: Privat

Tobias: Die Vorstellung von einer Welt, in welcher jede und jeder einen Chip im Kopf trägt, der ihr oder ihm alles Wissen einfach so verleiht, schwirrt mir ständig durch den Kopf. Das kann so weit gezogen werden, dass Menschen Bewegungsabläufe können, die sie noch nie geübt haben. Ich hoffe, dass so etwas niemals passieren wird, denn sobald ein Mensch so etwas kann, ist das für mich kein Mensch mehr. Deswegen hoffe ich auf genug Vernunft im Umgang mit so einer Art von „zukünftigen“ Technik.

Was sind dabei eure Hoffnungen und Ängste?

Gloria: Ich hoffe, dass die Digitalisierung nicht irgendwann überhandnimmt. Nicht immer mehr und mehr Technologien eingesetzt werden, sodass zu einem Zeitpunkt dann unser soziales System sozusagen „einbricht“. Meine Sorge ist, dass meine Kinder dann nicht mehr mit Stift und Papier schreiben lernen, sondern alles mit Computertastatur und Maus betätigen. Nebeneinander stumm dasitzen und nur mehr übers Handy kommunizieren.

Gloria Kirchgasser, Foto: Privat

Irina: Ich hoffe, dass wir nicht ganz auf die digitale Welt umsteigen und immer noch in der Schule mit einem Stift auf Papier schreiben. Ängste von mir sind auch, dass Kinder nicht mehr wissen, was Papier ist oder ein Stift oder wie man damit umgeht. Es sollte nicht zu viel mit den digitalen Lernmaterialien in der Schule gemacht werden, damit Kinder nicht den ganzen Tag vor einem Gerät sitzen.

Elias: Ich befürchte, dass man versucht, den Lernprozess via Digitalisierung also durch Lern-Software zu beschleunigen. Dabei sollte das Lernen qualitativer gemacht werden, nicht schneller. Qualitatives Lernen braucht Haptisches, zwischenmenschliche Kontakte und vor allem Zeit. Es findet langsam statt. Digitalisierung muss daher auch kritisch betrachtet werden.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Lehrerin Karin Schaffer und den Schüler:innen Elias Schenk, Irina Reiter, Gloria Kirchgasser und Tobias Erlbacher vom BORG Radstadt für die spannenden Einblicke und das Engagement!

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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