EdTech Summit Austria zeigte Vielfalt der Szene
Wie kann man das Lernen verbessern? Und wie digitale Lernmöglichkeiten in Schulen, Hochschulen und Unternehmen etablieren? Das waren die zentralen Fragestellungen unseres ersten EdTech Summit Austria, der am Dienstag, 3. Mai im WIFI Salzburg und online über die Bühne gegangen ist. Mit dabei waren viele EdTech-Unternehmen, Vertreter:innen der Schulen und Hochschulen, aus der Verwaltung und Politik.
Wann ist Technologie zu bequem?
„Technologie wird unser Bildungsproblem nicht lösen.“ Keynote-Speaker Manuel Dolderer, seines Zeichens Gründer der CODE University, startete mit der provokanten These in den Summit. Technologie ist also nicht das Allheilmittel, obwohl sie durchaus gewisse Ungerechtigkeiten global gesehen lösen und als Gleichmacher dienen kann. So ermöglicht sie etwa den Zugang zu Bildungsangeboten: Menschen können unabhängig vom Wohnort mit geringen technischen Mitteln von den Besten der Welt lernen – notwendig sind lediglich Internetzugang und Endgerät. Man denke hier an Online-Vorlesungen der renommierten Ivy League Universitäten.
Aber helfen Bildungstechnologien dabei, eigenverantwortlich zu lernen? Nicht immer, ist Manuel Dolderers Kritikpunkt. Seiner Ansicht nach steht die Technologie zu oft im Vordergrund. Denn Methoden wie Gamification, Nudging, kompetitive Ansätze und Co. „verwöhnen“ die Lernenden. Wer will nach einer kurzweiligen Session auf der Sprachlern-App Duolingo schon sein abgegriffenes Vokabelheft aufschlagen und auf die altmodische Weise Vokabeln büffeln?
Manuel Dolderer plädiert darauf, sich vor dem Einsatz von Bildungstechnologien zu überlegen: Was wollen wir (als Lernende oder als Lehrende) mit dem Einsatz von Bildungstechnologien erreichen? So sieht das auch die zweite Keynote-Speakerin des Summits, Christine Trültzsch-Wijnen, Hochschulprofessorin für Medienpädagogik an der PH Salzburg. Bei Diskursen über EdTech wird oft das „Tech“ über- und das „Education“ unterschätzt. Für Lehrpersonen ist es wichtig, die unterstützenden Technologien problemorientiert anzuwenden: Sie müssen den didaktischen Mehrwert einzelner Tools hinterfragen. Erst dann kann die Technologie die Didaktik unterstützen, wovon Lehrpersonen und Schüler:innen profitieren. Was ist ihr Rat an EdTech-Unternehmen, die in den Schulmarkt eintreten wollen? „Arbeitet vor dem Markteintritt schon mit Schüler:innen und Lehrer:innen zusammen. Nur dann kann die Technologie das Lernen in der Schule unterstützen.“
Pandemie hat Entwicklung von Bildungstechnologien beschleunigt
Die Pandemie hat die Mängel an digitaler Bildung in Österreich schonungslos offengelegt. Wie stehen österreichische EdTechs im Vergleich da? Und was muss unser Land tun, um den Anschluss nicht zu verpassen?
Zu Beginn der Pandemie standen alle Länder vor denselben Problemen und Herausforderungen: Weder waren Lehrkräfte für den Digitalunterricht ausgebildet noch Curricula darauf ausgelegt. Dann wurden die Netzwerke ausgebaut, viele spannende Ideen umgesetzt und einige EdTech-Start-ups gegründet – auch in Österreich. „Die EdTechs waren die ersten, die am Anfang der Pandemie ihre Dienstleistungen frei zur Verfügung gestellt haben. Das sehen wir auch jetzt im Ukraine-Krieg“, sagte Beth Havinga, Managing Director der European EdTech Alliance. Jedoch fehlen oft die Rahmenbedingungen. Bernhard Niesner, CEO von Busuu, lebt in Großbritannien, dem größten EdTech-Markt. „In Österreich wird zu viel zentral gesteuert, das ist schwierig für EdTechs“, ist sein Hauptkritikpunkt am heimischen System. Denn die heimischen Schulen haben im Vergleich mit Großbritannien zu wenig Budget, dass sie eigenmächtig in die für sie passende Bildungssoftware investieren können. Iris Rauskala, Leiterin der Präsidialsektion vom Bildungsministerium betont einen anderen Punkt: „Am Ende des Tages muss die Anwendung von EdTech den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern sicherstellen.“
Was wünschen sich die Expert:innen für die Bildung in Österreich in fünf Jahren? Einen Zusammenschluss der gesamten Bildungslandschaft mit klar definierten Rahmenbedingungen, den Schulterschluss zwischen Technologie und Pädagogik, eine Testinfrastruktur, mehr Unicorns und vieles mehr lauteten die Antworten der Panellisten.
Ein Markt mit Wachstumspotenzial
Neben dem Hauptprogramm auf der Bühne wurden in Workshops Themen behandelt wie Virtual und Augmented Reality in der Aus- und Weiterbildung, die Veränderung von Lehr- und Lernprozessen durch die Digitalisierung, Playful Learning und viele mehr. Zwischen den Programmpunkten schlenderten die Teilnehmer:innen durch die Expo, bei der sich 20 Mitglieder von EdTech Austria und Forschungsprojekte aus dem EdTech-Bereich präsentierten. Die Stimmung war locker und man freute sich, erstmals als Community in Präsenz zusammenzukommen. Auch Walter Haas, Geschäftsführer von Innovation Salzburg, bei der EdTech Austria, angesiedelt ist, zieht ein positives Fazit: „Ich bin überwältigt von den tollen Ideen, den tollen Unternehmen und den vielen Impulsen, die wir beim ersten EdTech Summit gehört und gesehen haben. Das Thema EdTech ist in Österreich schon gut besetzt, wird aber noch zu wenig vor den Vorhang geholt. In diesem Markt ist noch enormes Wachstumspotenzial drinnen.“
Wie hat es den Teilnehmer:innen gefallen? Hier ein paar Stimmen:
Sarah Ambichl von ArchäoNow, Austellerin beim EdTech Summit Austria:
„Uns gefällt es sehr gut hier. Der Summit ist unsere erste Messe nach Corona, an der wir teilnehmen. Die Vorträge sind sehr spannend, die Organisation ist super und die Leute sind alle sehr nett. Man kann sich sehr gut vernetzen und austauschen. Man lernt Gemeinsamkeiten kennen und kann schauen, wo man sich gegenseitig unterstützen kann. Der Summit ist somit ein optimales Networking-Event.“
Lukas Ott von Quinn, Aussteller und Teilnehmer bei der Startup-Demo:
„Ich finde den Summit cool. Die Atmosphäre ist sehr entspannt. Das Ambiente ist extrem gut und die Organisation ist top. Beim Pitch auf der Bühne habe ich mich auch total wohl gefühlt, weil die Leute hier sehr entspannt und sympathisch sind. Ich habe viele tolle Gespräche geführt. All in all eine super Veranstaltung!“
Thomas Layer-Wagner von Polycular, Aussteller und Workshop-Leiter:
„Es ist schön, dass es jetzt den ersten Summit gibt! Der Mix an unterschiedlichen Leuten aus verschiedenen Bereichen ist spannend. Auch die Vernetzung mit den anderen EdTechs tut gut: Man hat sich zwar schon online öfter ausgetauscht, aber es ist super spannend, mal die Gesichter der Leute in real zu sehen und miteinander zu reden. Das Event ist allgemein gut gelungen, auch mit den vielen interessanten Workshops rundherum. Bei unserem Stand haben wir auch immer wieder gute Gespräche und interessante Leute gehabt.“
Welche EdTech-Unternehmen gibt es in Österreich? – Schau doch mal bei unserem YouTube-Kanal vorbei!
Hier sind ein paar Eindrücke von unserem EdTech Summit Austria. Wir freuen uns auf ein Wiedersehen im Jahr 2023!
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