20. Dezember 2023, Allgemeines

ISTE-Seal: Das Gütesiegel für digitale Lerntools

Gütesiegel kennen wir aus ganz trivialen Alltagssituationen – das AMA-Gütezeichen auf der Eierpackung oder der Blaue Engel auf dem Kübel Wandfarbe. Sie zeigen uns, dass wir uns hier sicher sein können, dass die Qualität stimmt. Gar nicht überraschend also, dass es diese Auszeichnungen auch für digitale Lernprogramme gibt. So wie zum Beispiel das ISTE-Seal aus den USA. Beim EdTech Talk mit Erin Dowd, der Programm-Managerin von ISTE, haben wir uns darüber unterhalten, welche Kriterien eine gute Lernsoftware ausmachen.

Das Fehlen internationaler Standards

Hinter ISTE steckt die „International Society for Technology in Education“. Hier können sich einerseits Pädagog:innen mit Anbieter:innen von digitalen Lerntools vernetzen und über aktuelle Branchenthemen austauschen. Andererseits bietet ISTE den Erwerb ihres Gütesiegels an, das auch zur internationalen Qualitätssicherung beitragen soll. Dadurch entsteht eine echte Win-Win-Situation – Lehrer:innen finden schneller zu hochwertigen Produkten und Unternehmer:innen können sich das ISTE-Seal auf die Fahnen heften, um sich so besser am Markt zu platzieren.

Aber was genau zeichnet hier gute Qualität aus? „Es geht uns stark um Nutzer:innenfreundlichkeit und eine pädagogisch wertvolle Aufbereitung der Lerninhalte“, sagt Erin. Derzeit gäbe es bei digitalen Lernprogrammen aber keine universell gültigen Qualitätsstandards.

Die fünf Dimensionen guter Qualität

Zeit also, Standards einzuführen. Das gelang ISTE durch eine aufwendige, wissenschaftlich fundierte Entwicklungsphase. Fünf Dimensionen zur Bewertung sind schließlich entstanden:

  • User Interface & Agency
  • Learning Design
  • Digital Pedagogy
  • Inclusivity
  • Assessment & Data.
Erin Dowd hat beim EdTech Talk im November 2023 über das ISTE-Seal gesprochen. Foto: Erin Dowd

Diese Bewertungskriterien bestehen aus 36 Indikatoren, auf deren Basis die Lernprogramme überprüft werden und bei erfolgreicher Evaluation das ISTE-Seal erhalten.

Doch bereits mit der ersten Dimension steht und fällt dieser Prozess, erzählt Erin. Einer der Indikatoren bezieht sich beispielsweise auf Usability: Das beginnt bei der ersten Interaktion, wie leicht sich User:innen einloggen können. „Das klingt natürlich nach einer einfachen Sache, aber die Entwickler:innen der Lernsoftware müssen sich dafür in die Pädagog:innen und Schüler:innen hineinversetzen und verstehen, wie sie die Anmeldung erleben.“

Ein weiterer Indikator ist der Support. „Ich muss schnell finden, was ich suche und nicht irgendwo in einem Dokument lange nachlesen. Auch hier geht es darum, die User:innen-Experience zu verstehen und zu reflektieren, welcher Support gebraucht wird“, so Erin. Ein weiterer Standard, den es für die Auszeichnung mit dem ISTE-Seal zu erreichen gilt, ist Accessability: Ein barrierefreies Lernprogramm verlangt danach, Komponenten wie Farbkontraste oder Geschwindigkeitskontrollen miteinzubeziehen. „Wir sollten also bestenfalls ein Produkt sehen, das wirklich jede und jeder leicht verwenden kann.“

Durch Evaluierung zur besten Produktversion

Nach Abschluss der Beurteilung erhalten Anwärter:innen die Resultate mit ausführlichem Feedback und den Erkenntnissen der Expert:innen. Falls die Evaluierung negativ ausfällt, gibt es eine sechsmonatige Toleranzperiode, in der nachgebessert werden kann. Darin liegt ein großer Mehrwert – die Chance, durch die Prüfung etwaige Mankos zu bewältigen, die während der Entstehung des Produkts übersehen wurden. „Das Seal nicht sofort zu erhalten, ist nicht unbedingt schlecht. Unser Bewertungsprozess ist quasi ein eigenes Lernsystem. Unternehmen erkennen dadurch, an welchen Punkten sie noch arbeiten sollten.“ Das ist eine Chance, nicht nur das Beste aus dem Produkt zu holen, sondernauch auf den größtmöglichen Erfolg.

Sobald alle hohen Qualitätsansprüche erfüllt sind und mit dem ISTE-Seal belohnt werden, können Unternehmen das Zeichen für alle medialen Auftritte verwenden. Außerdem bekommen sie auf der ISTE-Website eine Bühne für ihr ausgezeichnetes Lernprogramm und Gelegenheiten zur Vernetzung mit Pädagog:innen und Industry Leaders des Netzwerks. Die Kosten der Einreichung für das ISTE-Seal inklusive Bewertung und Lizenz für den erfolgreichen Erwerb sind mit rund 8.000 USD aber wohl ein kleines Investment. Wir wünschen jedenfalls allen, die sich auf diesen spannenden Weg machen, alles Gute!

Eve hat sich nach der Kommunikationsarbeit in der Salzburger Innovationsszene als Texterin in Wien selbstständig gemacht. Der Funke ist über die Distanz aber nicht erloschen: Nach wie vor schreibt sie am liebsten über innovative Unternehmer:innen und ihre spannenden Ideen. Dafür geht ihr im EdTech Bereich sicherlich nicht so schnell der Stoff aus.

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